1758 wurde die Liegenschaft im Stil eines herrschaftlichen Simmentaler Hauses gebaut. An der Frontseite steht, eingeschnitzt und bemalt: „Im Jahr 1758 haben Petter Joneli der Zeit Hauptmann und Susanna Knöri sein Ehegemahl samt ihren Söhnen Petter und Samuel Joneli dieses Haus bauen lassen, auf Gott staht ihr Vertrauen“. Und beim Haupteingang an der Ostseite des Hauses kann man nachlesen: „Ach Herr bewahre dieses Haus samt allen die da selbsten gehen ein und aus vor Unglück und aller Gefahr“.
Der Erbauer des stilvollen Simmentaler Hauses, Petter Joneli, besass eine grosse Landwirtschaft; gleichzeitig betrieb er auch einen regen Handel mit Vieh und Pferden, auch mit den Franzosen. Er soll sogar französische Militärmärsche komponiert haben.... Zudem beschäftigte er auch noch Kunstschreiner, die auf dem Platz arbeiteten, mit ein Grund dafür, dass das Innere des Hauses erst 1759 fertiggestellt wurde. Die mit Intarsien reich verzierten Türen tragen die Initialen der Erbauerfamilie und die Jahrzahl 1759. Tadellos erhalten sind auch die beiden Stuben. Original sind zudem auch die Fenster, deren Beschläge bis zum kleinsten Nagel handgeschmiedet sind. Einzigartig auch die massiven Eichenpfosten.
Der zweite Sohn des Petter Joneli, Samuel Joneli, wurde Notarius und war zugleich auch, bis zum Untergang des Alten Bern im Jahre 1798, der letzte Venner im Obersimmental. Er wurde Mitglied der Finanzkommission der provisorischen Regierung, helvetischer Senator und zugleich auch Statthalter des damaligen Kantons Oberland mit Sitz in Thun. Samuels Tochter Susanna heiratete Johannes Im Obersteg, ein Sohn des „Dr. med. et Chirurg“. Er war ein wohlhabender Mann; zudem erbte er von seinem Schwiegervater Liegenschaften nebst Bergwesen. Er war es, der in den Jahren 1819 bis 1820 für seinen Sohn Samuel das „Grosse Haus“ erbaute, eines der grössten Holzhäuser, versehen mit vielen Schnitzereien. Sein ältester Sohn Johannes studierte Medizin und schloss 1834 als Doktor der Medizin für Chirurgie und Geburtshilfe ab. Während weiteren zehn Jahren studierte er Italienisch, Englisch, Musik, Astrologie und Biologie und bereiste ganz Europa. Im Dorf Boltigen selbst baute er für sich eine grosse Villa, da sein Bruder Gottlieb das heutige „Simmental“ übernahm. Gottlieb war Hauptmann der Kavallerie, Hauptmann während des Sonderbundkrieges (1847), Amtsverweser und Mitglied des Grossen Rates bis zu seiner Wahl als Regierungsstatthalter, welches Amt er bereits im Alter von 32 Jahren bekleidete. Er heiratete seine Cousine, Magdalena Joneli; in zweiter Ehe verband er sich mit Luise Müller, eine Tochter des Dr. med. Müller, damals Eigentümer des einst berühmten Weissenburg-Bades. Da jedoch Gottliebs Söhne früh starben, kam die Liegenschaft wiederum in den Besitz seines Bruders Johannes und dessen Sohn Samuel, Gastwirt im „Roten Ochsen“ in Basel. Dieser eröffnete das Hotel „Im Obersteg“; daneben betätigte er sich noch als Landwirt. Als er 41jährig starb, ging das Hotel in den Besitz seines Schwagers Robert Rieder über.
Eigentlich sollte dessen Sohn Carl die Liegenschaft in Boltigen übernehmen. Schon im Kindesalter musste er, als Sohn des Arztes, im Stall und auf dem Feld arbeiten. Trotzdem erhielt er aber Privatunterricht in Französisch, Geschichte, Geographie, Klavier und Gesang. Im Alter von 15 Jahren setzte er sich vehement gegen die Pläne seines Vater zur Wehr: er besuchte ein Institut in Neuenburg, nahm nebenbei noch Privatstunden bei einem Professor der dortigen Industrieschule. Danach studierte er die Rechtswissenschaften, musste aber sein Studium vorzeitig abbrechen, um seiner Mutter hilfreich zur Seite zu stehen. Sein Vater war schwer erkrankt und starb. In einer Exportfirma in London startete er alsdann seine kaufmännische Laufbahn. Danach trat er als Kassier, später als Teilhaber, in die Firma Zwilchenbart in Basel ein. Von hier aus nahmen seine ausgedehnten Reisen nach Übersee ihren Anfang. Aber auch seine grosse Sammlerleidenschaft ist uns überliefert. Beruflich machte er Karriere, wurde Verwaltungsratspräsident des Unternehmens; zudem gründete er auch die Speditionsfirma Im Obersteg & Co. In der Stadt Basel eingebürgert, wurde er später zudem auch Basler Grossrat. Den Kontakt zu Boltigen verlor er aber nie. Sein Elternhaus war ein einzigartiges Museum, im grossen Dachstock auch der Öffentlichkeit zugänglich. Es war der Treffpunkt der Familie und eines illusteren Freundeskreises, auch der beiden Söhne Karl Armin und Carl.
Der Historischen Gesellschaft des Obersimmentals vermachte er eine aus dem 18. Jahrhundert in ursprünglicher Vollständigkeit erhaltene ganze Simmentaler Stube, ein Dokument des Kunstsinns der damaligen Bevölkerung, zudem eine Arbeitsstube der früheren Hausindustrie der Woll- und Leinenfabrikation.
Nach seinem Tod wollten die beiden Söhne die Sammlung der Gemeinde Boltigen überlassen, allerdings mit der Auflage, sie als Museum weiterzuführen. Mangels Finanzen lehnte jedoch die Gemeinde das Angebot dankend ab. Die Kirchgemeinde dagegen erhielt aber die komplette Sammlung der Weibel-Stiche, enthaltend alle Kirchen und Pfarrhäuser des Kantons Bern, insgesamt deren 147. Die wertvolle Waffen- und Militärsammlung schenkten sie dem Historischen Museum in Thun, die Ethnographica dem Museumsverein Burgdorf. Die Bildersammlungen seines Sohnes und Grosssohnes sind heute Leihgaben im Wichterheer-Museum in Oberhofen. Erfreulich ist, dass die Nachkommen des Hauserbauers Petter Joneli bis heute ununterbrochen zu den treuen Stammgästen des Hotel und Gasthofes „Simmenthal“ zählen.